babbeldoo hat geschrieben:In dem Zusammenhang hängt mir der vergangene Samstag gedanklich immer noch nach. Zwar ging es da nicht um die Inspektion sondern um den Kauf eines Fahrzeugs aber ich bin immer noch konsterniert und frage mich, wo die guten alten Kaufverhandlungen und Verkäufer hin sind...
Hintergrund: Bei mir wird eine Anschaffung gerade aktuell und konkret. Mein Interesse liegt dabei beim PreFL (z.B. 2017er Modell als Tageszulassung oder Jahreswagen mit 5-10k auf der Uhr). Drum haben wir am Samstag drei Ford-Niederlassungen / -Stores im Rhein-Main Gebiet besucht um mal den Preisradius abzustecken oder ggf. auch direkt zu unterschreiben wenn es gut läuft.
Beim Ersten sind wir freundlich rein, haben dem wartenden Mitarbeiter unseren Wunsch mitgeteilt, einen Mustang kaufen zu wollen sowie uns Fahrzeuge einer anderen Marke anzusehen, da für meine Frau mittelfristig auch ein Fahrzeugwechsel ansteht. Er ist also los um Schlüssel und Jacke zu holen, was einige Zeit in Anspruch nahm. Für mich nicht schlimm, da ich ja nicht auf der Flucht war und mir zwischenzeitlich das Facelift mal genauer in 3D anschauen konnte. Als er zurück kam, meinte er, so ein von mir gefühltes 'er wäre so weit, ob wir jetzt endlich mal nach draußen könnten'. Vielleicht habe ich das aber auch nur missverstanden. Am Fahrzeug dann ein bisschen mit meiner Frau rumpalavert (was für ein schönes Auto, wie groß der Kofferraum doch für einen Cabrio sei usw.). Ich stand eigentlich nur daneben und habe gewartet, dass das "Vorspiel" zu Ende ist. Dann meinte meine Frau, ob wir denn dann mal über den Preis reden könnten. Da ging er gleich hoch wie ne Rakete: Auf keinen Fall, keinen Cent, unverhandelbar, der wäre schon so super dass er Anrufe aus ganz Deutschland bekäme. Als er Luft holen musste, habe ich ihn gefragt, was der Wagen denn überhaupt kosten solle. Da zuckte er einmal kurz und nannte uns den Preis

. Scheinbar haben wir da irgendwie einen Nerv getroffen. Nun ja, an Verhandeln oder ein kultiviertes Verkaufsgespräch war dann natürlich gar nicht mehr zu denken. Ich habe noch den Fehler gemacht, ihn zu fragen, ob er vielleicht einen Rückläufer wegen Kauf eines Facelifts hat und habe daraufhin Einblicke in die Psyche des Mustangfahrers erhalten. Nun gut, nachdem wir dann wegen des anderen Fahrzeugs in die Ecke gestellt wurden haben wir uns kurzerhand entschieden, uns vom Acker zu machen. Strange, dachte ich so bei mir. Also ein T-Shirt auf einem Basar kaufen macht mehr Spaß...
Beim zweiten Ford-Händler ein wenig umgeschaut und mich in Richtung Empfangstresen bewegt. Meine Frau musste dann mal kurz "um die Ecke". Die beiden Damen hinter dem Empfang waren intensiv mit ihren Handys beschäftigt, ließen sich von mir aber auch nicht stören. Als meine Frau zurück kam fragte sie mich in Hörweite der Beiden "Und, habt Ihr schon gesprochen?". Ich sagte "Nö, ich habe noch keinen, der mir zuhört". Das veranlasste dann eine der Beiden nach nochmal gefühlt einer halben Minute aufzuschauen und mich zu Fragen, was ich denn wünsche. Krass - Entschuldigung das ich doofer Kunde störe...
Ich wolle einen Mustang kaufen. Dann soll ich mich doch gleich an den Chef wenden (der den beiden mehr oder wenig direkt im Rücken saß). Ich also zum Chef und gefragt, ob er noch ein Modell nach meinem Wunsch verfügbar hat. Vom Gefühl her hatte ich den Eindruck, er war jetzt stinkig auf mich, weil ich mit meiner Störung seinen Highscore beim Moorhuhn schießen vermasselt habe. Egal, er hatte noch ein Fahrzeug im Bestand! Juhu, was soll er kosten? Da kam ein Preis bei raus, der (mir) deutlich zu hoch war. Aber auch hier bei dem Versuch, ein Verhandlungsgespräch aufzubauen, kläglich gescheitert. 30 Sekunden später standen wir wieder vor der Tür. Was war denn nur los heute?
Beim dritten Händler liefen zwar die Preisverhandlungen nicht in meinem Sinne (er, der Verkäufer, hat keinen Verhandlungspielraum und könne mir allenfalls einen Tankgutschein drauf legen; Preise macht der Chef und die sind unverhandelbar = Festpreise) aber zumindest hatten wir mal einen sehr freundlichen -ich möchte fast so weit gehen, sympathischen - Verkäufer, der sich wirklich bemüht hat. Er ist noch zwei Mal los, hat einen Kollegen gefragt, uns einen Kaffee angeboten, ...
Also, in zwei von drei Fällen unterirdischer Service (für meinen Anspruch). Meine Frau arbeitet im Verkauf und war völlig von den Socken, ob das "so eine Mustang-spezifsche Sache sei". Ich weiß es nicht. Habe ich schon so lange kein Auto mehr gekauft? Bin ich so Old-School? Was ist mit Kundenbindung und so? Ich meine, ich muss mein Auto jetzt nicht in der Apotheke kaufen. Aber wenn ich ein gutes Gefühl habe, mich gut aufgehoben fühle und dann noch regionale Unternehmen unterstützen kann, zahle ich auch einen tausender mehr.
Aber unter diesen Bedingungen kann ich mir auch den günstigsten Händler irgendwo in Hintertuxingen suchen und den letzten Euro rausholen der geht. Wenn es ohne Kundenbindung geht, geht es scheinbar auch ohne Bindung zum Händler...