ich möchte mit euch meine Erfahrungen zum Fahrwerkseinbau in einer Fachwerkstatt teilen und gleichzeitig warnen und sensibilisieren.
Vorab möchte ich noch anmerken dass ich den Namen der Werkstatt nicht nennen werde, auch nicht per PN.
Ich bin mit dem Eigentümer der Werkstatt im Guten und nicht sauer. Fehler passieren, auch wenn ein solcher nicht passieren darf. Ich bin mir sicher dass sie nicht die Einzigen sind die diesen Fehler machen.
Er war selber schockiert und hat denke ich aus seinem Fehler gelernt.
Schon beim Kauf meines Mustang war mir klar dass ich das Serienfahrwerk früher oder später gegen ein Gewindefahrwerk tauschen werde, aus diesem Grund habe ich mir auch das Magneride gespart.
Geplant war der Einbau für diesen Mai, deswegen hab ich mich auf der Seite von KW informiert welche KW Performance Partner bei mir in der Umgebung so zu finden sind. Gleichzeitig hab ich hier im Forum einen Threads eröffnet und nach Werkstatt Empfehlungen gefragt.
Ich hab mich recht schnell entschieden und mir ein Angebot von einer der Werkstätten die hier empfohlen wurden geben lassen. Der Kontakt wirkte professionell und freundlich. Der Eindruck hat sich auch bis heute bei mir nicht geändert.
Letzten Montag war es dann soweit. Ich hab das Auto bei der Werkstatt abgegeben und am Mittwoch Nachmittag wieder abgeholt. Lief alles soweit reibungslos.
Am nächsten Tag fiel mir beim Überfahren eines abgesenkten Randsteins ein leichtes Klappern auf. Könnte es nicht wirklich zuordnen und war wirklich leise. Hab das erstmal auf einen lösen Randstein oder irgendwas im Kofferraum geschoben.
Am Dienstag diese Woche musste ich mit dem Fahrzeug über solche Bodenwellen zur Geschwindigkeitsbegrenzung am örtlichen Kaufhaus fahren. Hier fiel mir wieder das Klappern auf, immernoch sehr leise, hab es glaube ich nur gehört weil ich die Scheiben offen und das Radio aus hatte ( und die Auspuffklappe zu

Später am Abend dann, ich war schon auf Geräusche sensibilisiert, hab ich bemerkt dass wenn ich in meiner Tiefgarage rangiere immer ein leises "Klonk" Auftritt wenn ich die Fahrtrichtung ändere.
Darauf hab ich entschieden nachzusehen was da los ist. Das hab ich dann gestern in Ruhe getan und folgendes gefunden: Die Schraube war komplett locker und hat sich schon mehrere Zentimeter selbst raus gedreht.
Da war mir dann schon ordentlich mulmig. Wenn mir die auf der Autobahn davonfliegt will ich gar nicht wissen was passiert wäre. Vielleicht noch ein unerklärlicher Heckausbruch?

Ich hab dann erstmal die Schraube ( im eingefederten Zustand) angezogen und Kontakt mit der Werkstatt aufgenommen. Nachdem der Besitzer das Bild gesehen hatte war auch er (glaubhaft) schockiert.
Wir haben vereinbart das ich dann heute Nachmittag vorbei kommen um alle Verschraubungen nochmal zu checken und das Fahrzeug neu zu vermessen.
Gesagt getan, heute um 15:30 kam ich in der Werkstatt an. Was ich herausfand hat mich dann erstmal nicht mehr überrascht. Der Werkstatt Besitzer und sein Mitarbeiter, beides KFZ Meister, wussten keines der Drehmomente mit denen die Schrauben angezogen gehören.
Zum Glück hab ich mir gestern Abend noch einen Reparaturleitfaden gekauft und alle Drehmomente notiert. Die lockere Schraube bekommt im Übrigen 275Nm. Bei der Zahl waren dann beide erstmal Baff. Es hat sich dann herausgestellt dass in etwa die Hälfte aller Schrauben am Fahrwerk zu schwach angezogen waren. Die gleiche Schraube auf der anderen Seite war noch "fest" hatte aber noch ca. 90° gemacht bis der Drehmomentschlüssel bei 275Nm geknackt hat.
Nachdem alle Schrauben nachgezogen waren ging es auf den Vermessungsstand.
Natürlich haben Spur und Sturz hinten links gar nicht mehr gestimmt.
Ich kann jetzt persönlich bezeugen welch eine Mistarbeit es ist da hinten den Sturz einzustellen. Irgendwann stand ich mit ihm zusammen in der Grube weil es alleine unmöglich ist das perfekt hinzubekommen. Wir haben es dann auch geschafft links exact den selben Sturz wie rechts hinzubekommen. War nur etwas vom eigentlichen Zielwert weg. Nochmal geh ich da aber nicht mehr Ran ohne verstellbare Querlenker

An der Vorderachse hat sich dann nochmal gezeigt dass die hohen Drehmomente von Ford schon ihren Grund haben. Vorne Links hatte ich einen Sturz von knapp -3 Grad. Das hat sich verstellt obwohl die Schrauben auf den ersten Blick nicht locker waren. Die bekommen 250Nm. Ungefähr 100Nm hatten die nach meinem Gefühl aber sicher vorher trotzdem schon (würde sogar sagen mehr). Das hat nicht gereicht.
Warum erzähle ich euch diese lange Geschichte?
Weil ich der Meinung bin die beiden Jungs sind keine Schlamper. Die haben jede Schraubverbindung mit Lack markiert um sicher zu sein dass sie angezogen wurde. Der Chef war heute mit noch eine Stunde nach Ladenschluss mit mir auf dem Prüfstand um das Fahrwerk sauber einzustellen. Der Laden ist ordentlich und sauber und der Mann jung und engagiert und ein KW Performance Partner.
Und trotzdem passiert so ein Fehler. Ich bin mir daher sicher dass das noch wesentlich häufiger passiert und es nicht auffällt.
Es ist ein Fehler der eigentlich nicht passieren darf und der absolut fahrlässig ist. Trotzdem passiert er zwei geschulten Meistern.
Daher meine Warnung, habt ein Auge drauf und überprüft die Drehmomente an eurem Fahrwerk falls euch was spanisch vorkommt. (Oder vielleicht auch prophylaktisch)
Die Konsequenzen wenn da eine Schraube rausfliegt kann katastrophal sein. Hätte ich beim Fahren immer Radio gehört hätte ich es wahrscheinlich nicht bemerkt bis es zu spät gewesen wäre.
Der Mustang bekommt am Fahrwerk ungewöhnlich hohe Drehmomente und ich bin mir sicher dass viele Freie Werkstätten keinen Zugriff auf die nötigen Unterlagen haben um diese Nachzulesen.
Viele Grüße und immer eine knitterfreie Fahrt
Alexander