Anfang dieser Woche habe ich mit meinem Pony an einem Track Performance Day auf dem Nürburgring teilgenommen. Das Training wurde von dem Auto Motor und Sport Fahrsicherheitszentrum am Nürburgring veranstaltet und lief über knapp 10 Stunden. Als noch recht junger Autofahrer war dies mein erstes Fahrsicherheitstraining.
Das Training an sich war neben kurzer Theorie (hauptsächlich Verhaltensregeln auf der Rennstrecke) in zwei wesentliche Teile gegliedert. Im ersten Teil wurden Slalom-Übungen und Handling-Parcours gefahren. Dies geschah sowohl auf einfachen Asphaltstrecken, als auch auf bewässertem Gleitbelag. Im zweiten Teil ging es auf die Rennstrecke. Genauer gesagt auf die GP-Strecke am Nürburgring. Dort wurden zuerst einzelne Streckenabschnitte geübt, später geführt gefahren und das Training durch ein freies Fahren beendet. Im Folgenden möchte ich auf meine Beobachtungen und Erfahrungen mit dem Mustang während dieser zweit Teile eingehen, zuerst aber noch ein paar allgemeine Worte vorweg:
Vorwort
Die ein oder andere Runde auf dem Nürburgring habe ich sowohl mit dem Mustang, als auch mit seinem Vorgänger (BMW E92 330d) schon gedreht. Trotzdem würde ich mich, was das geschwindigkeitsoptimierte Fahren angeht, noch als Anfänger bezeichnen. Die geschilderten Erfahrungen sind alle sehr subjektiv. Außerdem sollte erwähnt werden, dass sich mein Fahrzeug (GT, Aut) nicht mehr im Serienzustand befindet. Relevante Änderungen sind Tieferlegungsfedern (KW), Spurverbreiterung (46/46) und die BBK AGA.
Laut dem Coach haben gerade die Tieferlegung + Spurplatten einen großen Einfluss auf das Fahrverhalten (besonders was das Rollen (wanken) angeht).
Zu Beginn wurden alle 40 Teilnehmer in 4 Gruppen eingeteilt. Dies geschah nicht nach Leistung, sondern eher willkürlich und je nachdem ob befreundete Fahrer unter den Teilnehmern waren. Insgesamt war meine Gruppe recht stark (u.a. C63 AMG, Porsche GT2, Audi RS4, Leon Cupra 290,...).
Teil 1: Fahrsicherheitsübungen und Handling Parcours
In der ersten Übung musste ein Slalom durch Hütchen gefahren werden, wobei auf der einen Seite Asphalt und auf der anderen Seite ein Gleitbelag war. Der Mustang war bei Geschwindigkeiten bis 50kmh sehr gut zu kontrollieren, brach zwar gelegentlich mit dem Heck aus, war jedoch schnell wieder einzufangen. Ich war positiv überrascht von den Fahreigenschaften des Fahrzeugs. Wir hatten die Zeit nach und nach alle Fahrmodi durchzutesten. Die meiste Zeit wahr ich schließlich im Sport+ Modus unterwegs, da ich dort die Gasdosierung am besten hinbekommen habe.
Der nächsten Übung war eine 180° Kurve aus Gleitbelag (gefühlt Glatteis-Verhältnisse) vorangestellt. Bis ca. 20kmh lies sich der Wagen zwar quer, aber trotzdem kontrolliert durch die Kurve bringen. Mit der zweiten Runde wuchs der Mut und ich verlor die Kontrolle. Der Wagen drehte sich 2-mal und kam zum stehen. Das Cluster blinkte wie ein Weihnachtsbaum und ich hatte direkt mehrere Fehlermeldungen auf dem Display. Unter anderem einen ESC-Fehler. Dieser hatte zur Folge, dass die sich die Traktionskontrolle nicht mehr einschalten lies. Außerdem konnte nicht mehr durch die Fahrmodi gewechselt werden. Der Fehler konnte durch mehrfaches Neustarten nicht behoben werden (auch nicht im ET-Modus). Das Handbuch rät den Vertragspartner unmittelbar aufzusuchen. Letztendlich bin ich den Parcours zwei weitere Runden (ohne ESC) gefahren (ca. 1km) und die Fehlermeldung verschwand von alleine. Die Sache hat mich schon einwenig verunsichert, weshalb ich im Nachhinein den Fehlerspeicher ausgelesen habe. Es waren 4 Fehler hinterlegt: Verschiedene Sensoren haben, durch den Dreher ausgelöst, Plausibilitätsfehler gespeichert. Ich denke, dass das ESC-Modul mit den Werten nicht mehr klargekommen ist und sich selbst neugestartet hat. Bei bedarf kann ich die DTCs gerne zur Verfügung stellen.
Die weiteren Übungen liefen wieder teilweise auf Gleitbelag und teilweise auf kleineren Parcours ab. Auch da schlug sich der Mustang echt nicht schlecht im vergleich zu der Konkurrenz. Die Übungen bin ich größtenteils im S+, automatisch gefahren, weil ich mich an das Schalten mit den Paddles noch nicht richtig gewöhnt habe. Dazu aber im zweiten Teil mehr.
Fazit Handling
- ESC-Fehler ist insgesamt 2 Mal aufgetreten. Meiner Meinung nach nicht weiter tragisch, aufgrund der sehr außergewöhnlichen Situation
- Handling/Fahrwerk fühlen sich sehr gut und sicher an
- Tracktionskontrolle/ESP lassen sich nicht zu 100% abschalten, dadurch driften auf Gleitbelag schwierig
- Unterschied in Fahrmodi nur hinsichtlich der Schaltverhaltens und der Gasannahme bemerkbar
- P-Zeros haben auf dem Asphalt sehr gelitten, aber keine schlechte Figur auf dem Gleitbelag gemacht
Teil 2: Rennstreckentraining
Die ersten Fahrübungen auf der Rennstrecke (Dunlop-Kehre, Müllenbachschleife) wurden im Konvoi gefahren. Der Coach ist vorgefahren und alle anderen hinterher. Kommuniziert wurde über Funk. Nach je einer Runde lies sich der vorderste Teilnehmer zurückfallen, damit jeder mal das Vergnügen hatte die Idealline kennenzulernen. Überholt werden durfte nicht, weshalb das Tempo an die langsamsten Fahrer angepasst wurde.
Später wurde die Kurve einzeln geübt und der Mustang konnte das erste Mal in den Grenzbereich gebracht werden. In der Querbeschleunigung liegt der bei laut Bordcomputer bei 1.15G. Fand ich sehr erstaunlich und fühlt sich wahnsinnig gut an. Auch die Premium-Sitze geben bei der Sache einen guten Halt.
Der wesentlich spannendere Teil des Trainings war jedoch das zuerst geführte und später freie Fahren über die GP-Strecke. Dabei wurde leider nur die verkürzte Sprintstrecke gefahren. Jedoch auch diese hat es in sich. Größtenteils hat mich der Mustang mich dort überzeugt. Kurz zusammengefasst:
- Bremsen: Finde ich wahnsinnig gut. Sie packen direkt und auch nach mehreren Runden war noch kein Fading zu verspüren. Der Bremsverschleiß war aber auch nicht ohne! Die Felgen waren eher schwarz matt anstatt Silber.
- Fahrwerk: Sehr gut. Nur geringe Neigung in den Kurven. Curbs lassen sich prima mitnehmen, ohne dass die Dämpfer verrückt spielen.
- Leistungsgewicht: Gut. Wir sind mit Beifahrer und vollem Tank gestartet, dennoch muss fürs nächste Mal entweder die Leistung erhöht oder das Gewicht reduziert werden.
- Motor Der Motor dreht wunderbar und auch der Durchzug stimmt. Beim Herausbeschleunigen aus den Kurven hätte ich mir etwas mehr Drehmoment gewünscht. An dieser Stelle muss jedoch zuerst mein Fahrstil verbessert werden (da ist kurzfristig wahrscheinlich mehr zu holen).
- AGA Das sich die BBK leistungstechnisch auf das Fahrverhalten auswirkt, bezweifle ich, jedoch der Sound ist der Wahnsinn. Ich erwähne dies hier extra, da ich finde, dass Sound ein wesentlicher Bestandteil des Motorsports und des Fahrerlebnisses ist! Einige Teilnehmer meinten, dass der Mustang den krassesten Sound in der Gruppe hatte. Kleine Kostprobe: https://www.instagram.com/p/BK59dWYgdNq ... =becausev8
- Getriebe: Mein Sorgenkind. Die Abstimmung im S+ war okay. Manchmal etwas träge, aber für mein Können in Ordnung.
Im freien Fahren habe ich das manuelle Schalten getestet und bin völlig verzweifelt. Nach einer längeren Geraden im 4ten Gang war es mir nicht Möglich mit den Paddles herunterzuschalten um einen Lastwechsel mit der Motorbremse zu schaffen. Um meine eigene Unfähigkeit auszuschließen, habe ich den Instruktor ein paar Runden drehen lassen. Auch er tat sich mit dem manuellen Schalten sehr schwer und sagte, dass Ford da in jedem Fall nachbessern muss.
Weitere Besonderheiten des Getriebes werden ja zurzeit in diversen Threads besprochen. Leider haben sich viele Beobachtungen der anderen User bestätigt. Das Software-Update für mein Fahrzeug ist inzwischen verfügbar, jedoch schaffe ich es wahrscheinlich dieses Jahr nicht mehr auf die Strecke.
Fazit zum Mustang
- Tolles Fahrzeug mit sehr guten Fahreigenschaften. Definitiv rennstreckentauglich.
- Starker Motor aber leider schlechtes Getriebe. Meine Hoffnung beruht auf dem angekündigten Update.
- Gutes Handling in Gefahrensituationen.
- Der Mustang polarisiert sehr und sorgt auch unter ambitionierten Fahrern für tolle Reaktionen. Ich habe sehr viel Zuspruch bekommen.
- Im Vergleich zu anderen Fahrzeugen ist der Alltagsverbrauch (ca. 13L) echt in Ordnung. Ein Teilnehmer im C63 AMG S sagte, dass er seinen Wagen nicht unter 17L bekommt. Der Verbrauch während des Trainings lag bei 28.7L
Fazit zum Training
- Es wird sehr viel vermittelt und ich habe das Gefühl wirklich etwas gelernt zu haben.
- Das Training ist sehr abwechslungsreich .
- Trainer sind sehr gut und die Bewirtung war top.
- Der Verschleiß an Reifen und Bremsen ist nicht zu verachten. Spritverbrauch waren ca. 35-40L.
Falls ich übers Wochenende ganz viel Muße haben sollte, versuche ich ein Video (Go-Pro lief mit) von dem Event zu schneiden. Bei Interesse poste ich gerne noch weitere Bilder.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen mit eurem Wagen gemacht?
Gruß
Fritz