dtmdriver hat geschrieben: ↑22. Jul 2020, 23:15
Was genau kann der E-Motor jetzt besser?
Drehmoment ab 0 ist schwachsinn, fahr ich halt mit 5000 UPM an, hab ich genau so viel davon...
Und noch mehr Rauch, genau wie beim E-Motor... an den Reifen...
Sorry, aber so sehr ich beim Ergebnis wie Du ein Liebhaber eines hochdrehenden Verbrennungsmotor bleibe, so wenig überzeugen mich diese oben zitierten Argumente.
Ob man nun deutlich mehr Drehmoment von Anfang an hat (wie beim E-Motor prinzip bedingt) ist allenfalls nutzlos oder nicht so wichtig, aber nie ein Nachteil. Mehr Leistung, die zu Rauch an den Reifen führen sind auch höchstens nutzlos oder nicht so wichtig, aber nie ein Nachteil.
Ginge es um Mehrleistung eines Verbrenners, sagen wir mal durch einen Kompressor-Umbau, dann hätte dies sicherlich nicht eine solch negative Reaktion hervor gerufen.
Es ist, wie es ist:
Beim Wirkungsgrad, bei dem benötigten Bauvolumen, bei der mechanischen Simplizität (zB. der Anzahl benötigter Bauteile) und bei der Anzahl möglicher mechanischer Fehlerquellen sind E-Motoren einsam an derSpitze.
Das sie auch für mich derzeit (noch) nicht in Frage kommen, hat mit anderen Dingen zu tun:
*der Speichertechnik , die noch zumeist seltene Erden benötigt, was in den Herstellerländern zu Umweltsauereien größten Ausmaßes, Kinderarbeit und für uns in Deutschland auch zu neuen wirtschaftlichen Abhängigkeiten führt. Das ist volkswirtschaftlich gesehen das, was selbst die größten kapitalistisch orientierten Egoisten zweifeln lassen muss: Die Abhängigkeit vom Erdöl durch die Abhängigkeit von seltenen Erden zu tauschen, anstelle den Einstieg in andere Wirtschaftkreisläufe (bspw. mit Wasserstoff) zu suchen.
*der Speichertechnik, bei der die derzeit gebräuchlichen Akkus nach 8-12 Jahren stark an Leistung nach lassen und dann defekt gehen, ein Ersatz derzeit dann aber so teuer ist, dass diese Autos dann alle wirtschaftliche Totalschäden sind, weil diejenigen, die das Geld für neue Akkus haben sich ein neues Auto kaufen und die anderen, die kein neues Auto kaufen wollen/können dann auch keinen meist fünfstelligen Euro-Betrag für ein neues Akkupack haben.
Hier kann es in ein paar Jahren anders aussehen, wenn es neue Akkutechnik gibt und/oder wenn sich zeigt, dass die teilweise beginnende Wiederaufarbeitung defekter Akkus zu erheblich sinkenden Preisen und zu längerer wirtschaftlicher Verwendbarkeit der Autos führt.
*der Speicher- und Ladetechnik (insbesondere des Einsatzes mehrphasiger Lader und Gleichstromladung) um die Ladezeiten auf ein tatsächlich für die Masse der Käufer erträgliches Maß zu senken.
*der über die Zeit zu erwartenden Steigerung des Anteils "sauberer" Stromgewinnungsquellen. Und der Behebung des uns ins Haus stehenden neuen Problems, dass bei einer starken Erhöhung des Anteils von E-Auto auch der Strombedarf weiter stark steigen wird und man sich dann fragen muss, wie man das decken will, ohne das der Strompreis noch mehr durch die Decke geht und ohne das man neue Umweltsauereien befördert.
Die E-Fahrzeugtechnik an sich, also ohne die Probleme bei den Speichermedien ist bereits so gut, dass es keine ernsthaften Gründe mehr dagegen gibt. Eine ganz andere Frage ist, ob es einem so gefällt wie ein hoch drehender Verbrenner. Man ist mit seinen Emotionen da eben doch ein Kind seiner Zeit.
Das ich eher der Wasserstofftechnik zuneige hat wie erwähnt damit zu tun, dass mich das System an sich technisch mehr anspricht. Auch wenn bspw-. die Brennstoffzelle beim Wirkungsgrad nie an einen E-Motor mit batterien heran kommen wird, so würde die massenhafte Verbreitung der H-Technik die Abhängigkeit von seltenen Erden zwar nicht beseitigen (man braucht zZ. etwa Platin für eine Brennstoffzelle, allerdings nicht in dem Maße wie seltene Erden für e- und Batterietechnik) aber immerhin deutlich reduzieren.
Deutschland als Technikland könnte autarker werden und sich mehr von teuren Importen unabhängig machen, dabei gleichzeitig wieder neue Märkte gewinnen und Entwicklungsvorssprünge ausbauen.
Es ergäbe sich die Möglichkeit, mit neuer Speichertechnik dezentral Wasserstoff zu gewinnen, auch überschüssige, sonst verpuffende Nutzlasten bei der Windenergie zu verwerten oder zB. noch viel mehr als jetzt aus Biomasse Wasserstoff zu gewinnen.
Problem sowohl beim Wasserstoff-Verbrenner als auch bei der Brennstoffzelle ist die Tank- und Leitungstechnik. Wasserstoff diffundiert eben zu gerne und zu schnell. Es ist zwar mittlerweile sicher genug, aber noch nicht effizient genug und ein Gemisch von Wasserstoff mit anderen Elementen bzw. Verbindungen, die industriell günstig produzierbar wäre und die dem Wasserstoff die Neigung zur ungeordneten Explosion und zum Diffundieren nehmen, ohne die gewollte Wirkung zu beschneiden, ist noch nicht gefunden.
Was mich maßlos ärgert ist die Unfähigkeit der Politik, Rahmenbedingungen zu setzen und richtig zu fördern und die Kurzsichtigkeit der Auto-Lobby. In den 90er Jahren gab es Entwicklungs- und Know-how-Vorsprünge von bis zu 15 Jahren, die man bis heute sang- und klanglos verspielt hat. Zum Verlust der Technikführerschaft kamen mindestens 25 Jahre vertaner Zeit, die uns bei der CO² Politik jetzt brutal fehlen.
So sehr ich meinen Mustang und seinen Coyote-Motor liebe und mir den nicht freiwillig nehmen lasse und ihn noch viele, viele Jahre als Privatauto fahren werde: In 3 Jahren ist ein neuer Geschäftswagen fällig und dafür verfolge ich den Fahrzeugmarkt sehr interessiert und ohne Scheuklappen.
Mit meinem in der Familie bleibenden Mustang V8 werden für den kommenden neuen Wagen andere Dinge wichtig:
Muss im beruflichen Einatz einigermaßen herzeigbar sein, muss komfortabel sein, darf aber nicht zu groß sein (Stadtverkehr) muss praktisch sein (Kombikarosse, kein SUV), muss sehr wirtschaftlich sein, muss zuverlässig sein und muss zukunftsfähig sein.
Ich bin gespannt, was daraus dann im Frühjahr 2023 wird.